Mein Name ist Yvonne Meyer, ich bin 46 Jahre alt und habe im März 23 mit Karate angefangen. Eigentlich begleitet mich Karate schon viele Jahre meines Lebens, allerdings bisher immer nur theoretisch. Mein Onkel, Willi Kleysteuber leitet seit fast 50 Jahren die Karateabteilung des TV-Höhenhaus. Mein Mann Michael (49) macht seit 37 Jahren Karate, ich begleite ihn nun auch bereits 33 Jahre auf seinem Karateweg. Auch unsere 3 Söhne begannen, mal mehr oder weniger intensiv, mit dem Karatetraining. Mein eigener Karateweg bestand bisher eher darin die Kinder zum Training zu fahren, „Schnittchen“ zu schmieren oder Karateanzüge zu waschen. Ich selbst stand immer eher bewundernd am Rand, ich hätte es zwar gerne gekonnt, fand aber durch die Kinder nie die Zeit und traute mich aufgrund von dem ein oder anderen Wehwehchen und ein paar Kilos zu viel auch nicht. Karate war etwas für die sportlichen, schlanken und jungen Leute. Ich gehörte eher zu dem Personenkreis, dem das Zuschnüren der Schuhe schon den Wunsch nach einem Sauerstoffzelt in den Kopf trieb und die Fähigkeiten eines Schlangenmenschen abverlangte. Durch eine frühe Form von Rheuma ähnelte mein Gang am Morgen eher dem eines Pinguins und durch einen leichten Schlaganfall hatte ich manchmal Probleme mit Konzentration und Merkfähigkeit. Wenn ich mir Gedanken zu Sport gemacht habe, waren es eher Dinge wie Schwimmen oder Walking, an Karate hätte ich mich niemals getraut. Auf einer Familienfeier im Februar 2023 kam dann wieder das Thema Karate auf. Unser Jüngster hatte gerade mit Karate angefangen, da wir vor einigen Jahren von Höhenhaus in Richtung Frechen gezogen sind besuchte er nun aber einen Verein in Frechen. Mein Onkel lud uns zum Training nach Höhenhaus ein, schließlich war mein Mann früher auch viele Jahre Mitglied in Höhenhaus. Ich wurde überredet es auch mal auszuprobieren, zunächst hielt ich es für einen Scherz. Ich und Karate…ich der Bewegungsdepp? Völlig verrückt! Ich hatte Angst mich zu blamieren. Mein Mann ließ aber nicht locker, schließlich wusste er, dass ich es grundsätzlich immer machen wollte, aber mich halt nie getraut habe und wegen der Kinder auch nicht wirklich früher konnte. Wir einigten uns, dass ich es mal versuchen werde. „Ok,“ sagte ich „Hauptsache etwas bewegen und mit der Familie etwas Gemeinsames machen. Ich mache aber keine Prüfung! Das werde ich eh nicht schaffen… nur ein bisschen Bewegung…mehr nicht“.
Meine erste Schnupperstunde war am 13.3.2023. In den ersten Stunden dachte ich, ich würde die Schritte nie kapieren. Beim Aufwärmen brauchte ich mein Asthmaspray und bei manchen Dingen hatte ich das Gefühl einen Knoten in Armen, Beinen und im Kopf zu haben. Die Koordination von Armen und Beinen, das Gleichgewicht halten und die genauen Schrittfolgen in der „Kata“ schienen zunächst unlösbare Aufgaben zu sein. Die wirkliche „Erleuchtung“ habe ich zwar immer noch nicht und das wird vermutlich auch noch Jahre dauern, aber mir macht das Training richtig Spaß und ich merke, dass ich langsam besser werde. Ich habe etwas abgenommen und bin beweglicher geworden. Meine Angst mich zu blamieren konnte ich ablegen, weil wir wirklich eine „coole Gruppe“ sind.
Nach dem gelben Gürtel im Juni 23 arbeite ich nun an der Prüfung zum Orange-Gurt. Mein Vorhaben keine Gürtelprüfung zu machen ist also nicht ganz aufgegangen.
Ich kann nur jeden ermutigen mal bei uns vorbeizuschauen. Egal ob älter, unfit oder mit ein paar Kilos zu viel auf den Rippen. Ich bin der beste Beweis, das Karate wirklich für jeden möglich ist.
Yvonne